Wein ist Ausdruck von Natur. Der Weinmacher ist ein Übersetzer der Natur - der Rebsorte,
des Bodens, des Klimas, des Jahrgangs.
Und jedes Jahr erzählt eine andere Geschichte...
(Alexandre Schmitt)
Wein ist Ausdruck von Natur. Der Weinmacher ist ein Übersetzer der Natur - der Rebsorte, des Bodens, des Klimas, des Jahrgangs.
Und jedes Jahr erzählt eine andere Geschichte...
(Alexandre Schmitt)
Die Qualität eines Weinjahrgangs wird durch viele Faktoren beeinflusst. Dabei spielt das Wetter bekanntlich eine besonders wichtige Rolle. Im Rückblick lässt sich der Witterungscharakter des Jahres 2023 prägnant in drei Worten zusammenfassen: von allem reichlich…
Das begann mit einem ungewöhnlich warmen Winter mit wenig Frost (was den Reben einen frühen Austrieb bescherte, glücklicherweise dann ohne Schädigungen durch Spätfrost). In der Folgezeit waren alle Monate des Jahres nicht nur wärmer als das langjährige Mittel, auch die Niederschlagssummen und sogar die Sonnenscheindauer waren stets überdurchschnittlich. Das Pflanzenwachstum erfolgte zügig, die Blüte verlief nahezu ungestört und bescherte eine überreiche Traubenfülle. Dies bewog uns, bereits in den Sommermonaten rund 30 bis 40% der Fruchtansätze abzuschneiden. Die Rebstöcke sollten ihre Kräfte nicht in zu großen Traubenmengen erschöpfen, lieber wollten wir weniger, aber dafür hochwertigeres Lesegut ernten.
Diese Pläne wurden zu unserer Freude unterstützt durch einen bilderbuchhaften, warmen und sonnenreichen Monat September, der eine tolle Reifeperiode einleitete. Und auch zur Lese, die im Wesentlichen im Oktober ablief, hatten wir Glück: Während anderorts in Deutschland große Regenmengen die herbstliche Weinlese erschwerte, blieb die „Trockeninsel“ Unkel am Rhein von übermäßiger Nässe verschont. Und wo dann doch einmal ein Regenguss zum Aufplatzen von Trauben (und damit einhergehend einsetzender Fäulnis führte), sorgten die wachen Augen und geübten Hände unserer Erntemannschaft mit präziser Selektion dafür, dass nur gesundes Lesegut auf die Kelter kam.
Unsere Weine des Jahrgangs 2023 präsentieren sich sehr zugänglich, mit reifer Aromatik, großer Harmonie und Duftigkeit. Dank geringer Säurewerte zeichnen sie sich zudem durch besondere Bekömmlichkeit aus. Kurzum: Flasche für Flasche pures Trinkvergnügen…
Wärme und Trockenheit waren weinbauprägende Merkmale des Jahres 2022. Im Zuge dessen war in unserer Region jeder einzelne Monat wärmer als der langjährige Durchschnitt. Besonders „hitzig“ fielen die Hochsommermonate Juli und August aus. Was einerseits zu viel war, erwies sich andererseits als zu wenig: Es fehlte an Niederschlag: Fast alle Monate des Jahres 2022 waren trockener als normal. Eine Ausnahme gab es: Ausgerechnet der Erntemonat September, wo wir uns Trockenheit gewünscht hätten, war erheblich zu regenreich und erforderte gutes Timing bei der Lese.
Solange die (leider nur mäßigen) Bodenwasservorräte noch ausreichten, bedeutete diese Witterung für die Reben im Frühjahr zeitigen Austrieb und frühes, zunächst starkes Wachstum. Die Blüte verlief bilderbuchmäßig, es entwickelten sich außerordentlich reiche Fruchtansätze. Über die gesamte Vegetationsperiode hinweg war das trockene, sonnige Wetter außerdem Garant für Reben- und Traubengesundheit; mangels Feuchtigkeit konnten die in der Regel auf Feuchtigkeit angewiesenen Schadorganismen nicht Fuß fassen.
Die Kehrseite der Medaille: Nur für solche Pflanzen, die auf tiefgründigen Böden stehen, reichte das verfügbare Wasser: Zuerst in den trockenen, sonnenverbrannten Terrassenlagen, später auch auf exponierteren Hanglagen, begann der Wasserstress. Die Reben reagierten dort auf den Mangel mit vermindertem Stoffwechsel, schwächerem Wachstum und z.T. mit Reifeverzögerung. Die tieferen Lagen und jahrzehntealten Rebflächen dagegen gediehen prächtig.
Für die Lese bedeutete das, das besonders selektiv gearbeitet werden musste. Nur solche Trauben, deren Aroma nicht durch Trockenstress geschädigt war, erfüllten unsere Qualitätsansprüche und durften auf die Kelter. Vieles wurde verworfen, ganze Terrassenlagen blieben unberücksichtigt. Die dortigen säuerlich-faden Trauben waren den ebenfalls dürstenden Vögeln hochwillkommene Flüssigkeitsspender – für uns auch ein gutes Gefühl, so konnten unsere Früchte immer noch Positives bewirken.
Die Weine dieses sonnenreichen Jahrgangs 2022 präsentieren sich dank der erwähnten selektiven Lese, verbunden mit präzise getakteten Ernteterminen, überraschend frisch und feinfruchtig mit moderatem Alkoholgehalt.
Vorneweg: Die fertigen Weine des Jahrgangs 2021 können sich sehen (und schmecken) lassen. Dennoch: So einen Jahrgang brauchen wir gewiss nicht noch einmal.
Nach frühem Austrieb zerstörte ein Spätfrost im Mai einen beträchtlichen Teil der zarten jungen Triebe. Zwar konnten wir einen Teil davon ausgleichen, weil wir vorsorglich genau wegen dieses Spätfrostrisikos pro Weinstock immer eine Ersatzrute mit zusätzlichen Knospen in Reserve halten – aber auch diese waren betroffen und nur zum Teil verwendbar.
Zum ausgehenden Frühjahr dann setzte eine beinah tropisch zu nennende nasse, aber warme Witterungsphase ein. Das Rebwachstum explodierte regelrecht. Wir Winzer kamen mit den Pflegearbeiten und dem Pflanzenschutz kaum mehr hinterher (zur Erinnerung: ÖkoWinzer betreiben durchaus Pflanzenschutz, genau wie die herkömmlichen Weinbaubetriebe. ABER: Unsere naturverträglichen Mittel, z.B. Fenchelöle, Backpulverbrühe oder Netzschwefel, diffundieren nicht wie die konventionellen Chemieprodukte in die Blatt- und Traubenzellen hinein um dann „von innen“ zu wirken, sondern lagern sich nur außen an die Pflanzenteile an. Sie können dann bei reichlichem und kräftigem Regen abgewaschen werden.). Trotz extremen Arbeitsaufwandes war es für uns nicht zu schaffen, rechtzeitig und ausreichend Laubwand und Trauben zu schützen, sei es, weil so schnell neue Blätter und Triebe emporschossen, oder sei es, weil wieder ein heftiger Regen allen Pflanzenschutzbelag abwusch, der kürzlich erst ausgebracht worden war. Das Ergebnis: Pilzkrankheiten breiteten sich in unseren Anlagen unaufhaltsam aus…
Die Situation in diesen Wochen zeigte schonungslos auf, dass das ökonomische Risiko von ökologisch arbeitenden Weinbaubetrieben bei extremen Wetterkapriolen erheblich höher ist, als dass der mit Agrarchemie arbeitenden KollegInnen. Je nach Rebsorte hatten wir Verluste zwischen 50 und 75%... Zum Glück ist es für uns seit unseren Anfängen im Jahr 1994 das erste Jahr überhaupt gewesen, in welchem Derartiges eintrat. Aber mehrere solcher Jahre in Folge würden uns und viele andere ökologisch arbeitende Betriebe die Existenzfrage stellen lassen…
Fazit: Es gibt nur wenig 2021er, der aber hat es immerhin in sich! Wir empfehlen ihn, diesen Jahrgang der Kalamitäten…
Anno Domini 2020: das dritte Trockenjahr in Folge. Im Anschluss an einen noch nassen Februar begann danach die Wasserknappheit dank hoher Temperaturen und ausbleibender Niederschläge schon zeitig im Frühjahr. Dennoch trieben die Reben freudig aus – und zwar früh, sehr früh sogar. Umso bitterer erlebten wir angesichts dessen dann die berühmt-berüchtigten Eisheiligen, die mit ungewöhnlich frostigen Temperaturen vielen dieser jungen Triebe den Kältetod bescherten. Betroffen waren besonders die Hangfußlagen, das Reich von Rivaner und Frühburgunder. In dieser Ungunstphase wurde der Grundstein dafür gelegt, dass wir mangels Menge heuer leider auf den Ausbau eines eigenständigen Rivaners verzichten mussten.
Die weiteren Monate waren einerseits durch Niederschlagsarmut und andererseits durch hohe Temperaturen gekennzeichnet. Dabei blieb die teils sengende Hitze des Vorjahres zum Glück aus. Auf den Parzellen mit tiefgründigen Böden mit reicheren Bodenwassergehalten entwickelte sich ein schnelles Reben-Wachstum. Anders in unseren exponierten, flachgründigen Spitzenlagen, etwa im Felshang des Mannbergs: Die Trockenheit führte dort zu verlangsamtem Wachstum; Triebe und Trauben gerieten kümmerlicher. Bei allem hatte die Trockenheit aber auch ihr Gutes: Die Schaderreger, die in der Regel von Feuchtigkeit profitieren, fanden ihrerseits ungünstige Bedingungen und blieben erfolglos.
Die Ernte im Herbst war angesichts der vollkommen gesunden, aromatischen Trauben trotz einiger Witterungsunbilden eine große Freude. Dem Riesling im Mannberg, dessen Terrassen sonst Gunstlagen mit frühzeitig einsetzender Reife sind, gönnten wir eine um mehrere Wochen verlängerte Entwicklungszeit. Und unser durchaus riskantes Kalkül ging auf und wurde belohnt mit zwar kleinen und schütteren Trauben, die aber eine besonders große Geschmacksfülle aufwiesen. Ein Klasse-Stoff!
Die BelzWeine des Jahrgangs 2020 lassen somit mengenmäßig (mal wieder) zu wünschen übrig. Hinsichtlich ihrer Aromenfülle aber bleiben keine Wünsche offen: sie sind saftig, harmonisch und „trinkig“. Echte Freudenspender…
Angelika & Jörg Belz
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